Mit neuer Energie,aufgeladenen Akkus und ein neues paar Schuhe für Nathalie machten wir uns wieder weiter auf den Weg zum Nordkap. :) Unser nächster Halt war die Limingen Gjestegård, denn dort wartete schon unser Versorgungspaket. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich von Hilde in Empfang genommen und bekamen sogar das Børgefjell-Zimmer. Wie passend, denn morgen sollte es schon für uns ins Børgefjell gehen.
Unser Versorgungspaket haben wir natürlich wieder viel zu groß gepackt und wir nahmen nur dass mit, was wir auch wirklich brauchten. Einen Teil aus unserem Versorgungspaket haben wir Hilde geschenkt, den Rest dürfen wir bei Hilde lassen und auf den Rückweg abholen. :)
Hilde war wirklich eine sehr liebevolle Gastgeberin, wir konnten uns aussuchen wann wir am nächsten Tag frühstücken wollten und sie bot uns an, uns am nächsten Tag zum Bootsanleger zu bringen. Am Bootsanleger gibt es nämlich ein Boot, welches einen direkt zum Einstieg ins Børgefjell bringt. Wir nahmen das Angebot gerne an.
An dem Abend reservierten wir uns noch für den nächsten Tag einen Platz auf dem Boot. Bei der Terminabsprache war es etwas schwierig gewesen, eine Uhrzeit auszumachen, denn der Mann hatte uns die digitale Uhrzeit durch gegeben. Leider haben wir diese aber nicht ganz verstanden, sodass wir Hilde um Hilfe gebeten haben. Hilde rief also noch einmal beim Bootsfahrer an und hatte dieses mal die Frau am Telefon. Beide lachten am Telefon als Hilde unser Problem mit der Uhrzeit schilderte, beide konnten unser Problem nachvollziehen, dass die Uhrzeit verwirrend war. Aber die Abfahrtszeit konnte schnell geklärt werden. Um 14.30 Uhr sollte am nächsten Tag uns das Boot zum Einstieg bringen.
Am nächsten Morgen haben wir
gegen 10 Uhr gefrühstückt. Kraft tanken für die nächsten Tage.
Denn
die nächsten 3-4 Tage werden nicht einfach sein, denn im Børgefjell
gibt
es keinen Weg – wir müssen uns den Weg selber durchs Fjell suchen.
Aber mit unserer Karte und dem
GPS-Gerät
sollte dies kein Problem sein. Der
Wettercheck ergab auch für die nächsten Tage nur gutes Wetter –
kein Regen.
Trotzdem
machten wir uns ziemlich viele Gedanken, ob das alles so klappen
wird, wie wir uns das vorgestellt haben. Und dann gibt es ja da ja
noch das Thema mit den Bären …
Das
Børgefjell
zählt
zu den Bärenreichsten-Gebieten in Norwegen. Wir hofften einfach nur,
dass wir keinen Bären begegnen werden und blendeten das Thema erst
einmal aus. Wieso sollte man sich vorher schon verrückt machen ?
Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke zu ende, bevor uns Hilde zum Bootsanleger brachte. Die Rucksäcke waren wieder ganz schön schwer geworden und langsam kamen wieder zweifel, ob wir mit dem Gewicht auf den Rücken das Børgefjell problemlos durchqueren können...
Bevor wir uns aber von Hilde verabschiedeten mussten wir ihr Auto retten bevor es ins Wasser rollte, denn die Handbremse wurde vergessen – Während Andreas zur Beifahrerseite rannte um das Auto irgendwie festzuhalten, eilte Hilde zur Fahrerseite um die Handbremse festzuziehen. Danach verabschiedeten wir uns und Hilde wünschte uns weiterhin eine schöne Tour. :)
Wir waren ca. 1 Stunde zu früh am Bootsanleger, aber das machte nichts. So hatten wir noch etwas Zeit uns zu sammeln und noch einmal alles durchzugehen. Am Bootsanleger warteten auch mehrere Leute auf das Boot. Alle hatten viel Gepäck dabei auch ziemlich viele Einkaufstüten. Von einem Vater, der mit seiner Tochter unterwegs war, erfuhren wir, dass er ein Ferienhaus fast am Ende vom See hatte und dass das Boot die schnellste und einfachste Möglichkeit wäre seine Hütte zu erreichen.
Er gab uns auch noch ein paar Tipps wie wir durch das Børgefjell laufen können und worauf wir zu achten haben. Beruhigen konnte er uns auch – denn die Bären, sind eher im westlichen Teil im Børgefjell unterwegs und nicht in dem Bereich wo wir wandern wollen und schon gar nicht in den Hochebenen. In den ganzen Jahren wo er schon die Ferienhütte hatte, hatte er bisher nicht einmal einen Bären gesehen.
Dies
war wirklich beruhigend!
Mit
1 Stunde Verspätung, saßen dann auch wir in dem Boot. Schnell haben
wir noch die letzten Nachrichten an unseren Familien geschrieben
bevor das Netz dann ganz weg war. Das Boot hielt insgesamt 3 mal, bei
dem ersten Stopp wurden zwei junge Männer raus gelassen, die eine
Angeltour geplant hatten, Beim zweiten Stopp verließ uns dann auch
der Vater mit seiner Tochter, er bot uns noch an mit auf seiner Hütte
zu kommen, er hätte noch genug Schlafplätze frei. Doch wir lehnten
dankend ab. Als letztes waren wir an der Reihe,
wir wurden zu der Anlegestelle gebracht, die direkt im
Børgefjell-Nationalpark
lag. Allerdings war der Ausstieg aus dem Boot mit den Rucksäcken
etwas spannend. Denn die Anlegestelle für das Boot war defekt und
wir mussten über kleinere Felsen klettern, bevor wir festen
Untergrund unter den Füßen hatten.
Dort warteten auch bereits
zwei andere Wanderer mit Ihren Hunden die ein paar Tage im
Nationalpark unterwegs waren und nun zurück wollten.
Noch war die Chance da, einfach zu sagen wir fahren wieder zurück – doch nichts da !! Wir wollten es wenigstens versuchen. :)
Doch bevor es für uns losging machten wir uns noch schnell eine Kleinigkeit zu essen und versuchten uns vor den Mücken mit Teebaumöl und Insektenspray zu schützen – vergeblich.
Wir
gingen los und nach wenigen Metern kam die Brücke, die wir schon vom
Boot aus sehen konnten. Da drunter war ein wunderschöner
Wasserfall.
Nach
der Brücke kamen wir noch an einer kleinen Hütte vorbei, die letzte
Möglichkeit mit einem sicheren Dach über den Kopf. Doch zum
übernachten war es uns noch zu früh, wir wollten wenigstens heute
noch ein paar Kilometer machen. Also liesen wir die Hütte hinter uns
und gingen einen kleinen Anstieg hoch. Ziemlich schnell kamen wir
schon an unsere Grenzen, die Rucksäcke waren viel zu schwer gewesen.
Doch es hilft
ja alles nichts da mussten wir jetzt durch.
(Zur Orientierung
liefen wir die ganze Zeit an einem großen Fluss entlang – zu
mindestens versuchten wir es)
Unser Weg ging an diesem Tag durch
sumpfige Flächen, die größtenteils alle abgetrocknet waren und
durch Wald. Dies war eines der mit anstrengenden Teile, finde deinen
Weg durch die Bäume…..
Eigentlich wollten wir heute so lange wandern bis wir in den Baumlosen Bereich kamen, aber dies verschoben wir auf den nächsten Tag. Zu Kräftezehrend waren die ersten Kilometer, dass wir unser Zelt in der Nähe von einem kleinen Fluss und in einem Mückenparadies aufgestellt haben. Wir wissen gar nicht wo die ganzen Mücken herkamen oder ob sie einfach nur auf uns gewartet haben. Wir verkrochen uns schnell ins Zelt und machten uns selbst noch dort auf Mückenjagt.
Bis wir eingeschlafen sind verging noch einige Zeit, überall waren wieder ungewohnte Geräusche. Auch unser Messer nahmen wir dieses mal mit ins Innenzelt. Sicher ist sicher… :D
Der
nächste Morgen – der eigentlich erste Tag im Børgefjell
– begann
für uns relativ entspannt. Gefrühstückt haben wir im Zelt, denn
die Mücken waren schon wach und lauerten auf uns. :D (Die Mücken
werden auch die nächsten Tage unsere treue Begleiter sein – leider
:D)
Die ersten Kilometer ging es wieder für uns durch Bäume
und Sträucher bis wir
zum
ersten Fluss kamen
den wir durchqueren mussten. Dass hieß für uns Schuhe aus,
Badelatschen an und erst einmal vorsichtig das Wasser antesten …..
Es war so Ar****** kalt. :D
Doch danach kamen wir auch langsam in die Baumfreiezone und so langsam gefiel uns auch der Weg. :) Unser heutiges Tagesziel war es mindestens zum Kjukkelvatnet See zu kommen, der auf unserer Route lag und vielleicht noch weiter. Am See angekommen genossen wir erst einmal die wunderschöne Aussicht und entschieden uns dann dort zu bleiben.
Nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten, und gegessen hatten versuchte Andreas noch einmal sein Glück mit der Angel – leider ohne Fang.
Tag 2 im Børgefjell
Der Morgen begann mit Sonnenschein und wir konnten Mückenfrei draußen unser Frühstück genießen. :) Wir packten schnell alles zusammen und machten uns auf den Weg, Der Weg führte über kleine Hügel mit Flechten und Steinen. Wirklich weit bis wir die erste Pause einlegten kamen wir nicht. Zu faszinierend fanden wir die Landschaft und am liebsten wären wir alle 2 Meter stehen geblieben um Fotos zu machen oder einfach nur sich hinzusetzen und zu genießen.
Einfach ist es nicht, sich wieder loszureißen und weiter zu gehen, aber wir mussten ja. Und obwohl der Tag so gut angefangen hatte und es eigentlich auch mit den Rucksäcken gut klappte, bremsten uns Nathalies Füße heute aus. Am linken Fuß hatte sie sich eine Blase an der Hacke gelaufen, die wir erst einmal versorgen mussten. (Ein 2. Paar Socken wurde auch angezogen, damit der linke Schuh enger wurde). Und der rechte Fuß ? Der hatte heute wieder seinen Tag, wo er sich gefühlt alle 5 Meter meldete. Wir beide waren ziemlich genervt und andersrum auch überrascht, wie lange der rechte Fuß schon durchgehalten hatte. Eins stand aufjedenfall fest – das Gewicht vom Rucksack muss definitiv reduziert werden. Und trotzdem versuchten wir das Beste aus der Situation zu machen, die Entschädigung für die Schmerzen die Nathalie an dem Tag hatte, war eigentlich nur die wunderschöne Landschaft, einfach die Natur, wo uns immer wieder die Worte fehlten.
Bevor wir heute unser Zelt in einer Windgeschützen stelle aufschlugen kamen wir noch an einigen schönen Blumen und Aussichtspunkten vorbei. Und auch noch die ein oder andere Fluss Durchquerung haben wir gemeistert. :)
Tag 3 Børgefjell – Der Ausstieg
Noch
am Vorabend haben wir uns Gedanken da drüber gemacht, wie wir weiter
Verfahren wollen. Wir entschieden uns für die nächste Möglichkeit
aus dem Børgefjell
auszusteigen.
Um
einmal Nathalies Fuß zu entspannen und im nächsten Supermarkt
Karten und Nathalies alte Schuhe zurück bzw. weiter schicken zu
können.
Sicher fragen sich jetzt einige Leute wieso wir
Nathalies alte Schuhe mitgenommen haben und
was sie überhaupt hat, da wir ja schon öfters von Problemen erzählt
haben.
Dazu nun
eine
kurze Erklärung: Nathalie hat an ihrem rechten Fuß ein defektes
Sprunggelenk und
ein Lymphödem,
was sie in ihrer Bewegung einschränkt. Und ihr linkes Bein ist
kürzer als das rechte, was eine Schuherhöhung erfordert und
den Kauf von neuen Schuhen in Norwegen nicht so einfach gestaltet. Da
Nathalie ihre Ersatzschuhe erst in Trondheim bekommen hat und noch
nicht im Fjell testen konnte, haben wir uns entschieden ihr altes
Paar mitzunehmen für den Fall der Fälle. Bisher
kommt Nathalie mit den neuen paar Schuhen aber gut zu recht, so dass
wir ihre alten Schuhe zur Sicherheit an einer unseren nächsten
Versorgungspaketstationen schicken wollen.
Also
war es für uns heute der letzte Tag im Børgefjell,
wir
stellten uns relativ früh den Wecker, damit wir etwas früher als
die Tage zuvor los kommen würden. Die Nacht war relativ kalt gewesen
und so war auch am nächsten morgen ziemlich viel Tau-/Kondenswasser
im Zelt. Wir entschieden uns dazu das Innenzelt vom Hauptzelt zu
trennen und auch die Unterlage vom Zelt zu trennen. Wir trockneten
vorher alles ab und packten dann erst unser Zelt ein. Noch
schnell gefrühstückt und los ging es. :)
Unsere Route ging
weiter durch die wunderschöne Landschaft, war aber auch ziemlich
anstrengend gewesen. Es ist schon was anderes, wenn man sich den Weg
selber suchen muss oder wenn man schon einen „vorbereiteten“ und
„abgesteckten“ Weg entlang läuft.
Wir
suchten uns den Weg wieder durch Gebüsche, viele Unebenheiten und
etwas matschigen Untergrund. Doch wir wurden wieder belohnt.
Langsam
kamen wir den Abstieg immer Näher und auch die Baumfreiezone ließ
nach.
Bevor unser Weg endgültig im Wald verschwand wurde es
uns dann doch plötzlich mulmig. Wir waren uns nicht sicher was wir
dort in der Matsche sahen aber es konnten Bärenspuren gewesen sein.
Dummerweise haben wir vergessen ein Foto zu machen – was uns auch
noch ziemlich ärgert.
Der letzte Teil vom Abstieg ging durch den Wald, immerhin entdeckten wir einen Trampelpfad der uns den Abstieg etwas erleichterte. :) Und trotzdem zogen sich die letzten Kilometer. Zwischendrin haben wir noch die ein oder andere Rucksackpause gemacht bis wir an der Straße ankamen. :)
Wir haben es geschafft und den Børgefjell – Nationalpark durchwandert. :)
Glücksgefühle – Erleichterung – Freuden Tränen
Unsere Suche nach einem nächtlichen Lager gestaltete sich am Anfang etwas schwierig. Entweder war der Boden so hart, dass wir unsere Heringe nicht rein bekommen haben oder die Wiesen waren abgesperrt mit Zäune. Die letzte Hoffnung war eine kleinen Farm, wo wir einen älteren Herren fragten ob wir in seinem Garten übernachten dürften. Gezeltet in seinem Garten haben wir nicht – stattdessen hatte er nach einen kurzen Gespräch mit uns mit jemanden telefoniert und uns eine Übernachtungsmöglichkeit bei einer Nachbarin organisiert. (eine warme Dusche und eine Waschmaschine gab es Gratis dazu).
Wir waren wieder ziemlich überrascht wie hilfsbereit die Norweger sind und glücklich, dass wir den Abend ganz entspannt ausklingen lassen konnten.
Am nächsten Morgen hatten wir sogar auch eine Mitfahrgelegenheit nach Hattfjelldal. So konnten wir die Karten und Nathalies Schuhe relativ schnell zurück bzw. weiter vor schicken. Im Supermarkt kauften wir uns ein paar Kleinigkeiten fürs Frühstück ein, das wir direkt vor dem Supermarkt einnahmen. Natürlich blieben wir mit unseren Rucksäcken nicht unentdeckt und in dem kleinen Ort waren wir ganz schnell Gesprächsstoff-Nummer-Eins. Viele ältere Leute quatschten uns an, wünschten uns Glück und weiterhin eine schöne Tour. Andere beobachteten uns einfach nur und lächelten. Am süßesten fanden wir einen älteren Herrn, der uns die ganze Zeit schon beobachtet hatte. Er saß in seinen Mini-Elektro-Mobil inkl. Dach und schmunzelte vor sich hin während wir unsere Rucksäcke aufsetzen. Als wir startbereit waren winkte uns der ältere Herr zu und düste im Schritttempo davon.
Unsere weitere Route geht über die Nordlandruta zur Umbukta-Hütte wo unser nächstes Versorgungspaket liegt.