Der Weg fing harmlos an, ein paar Kilometer durchs Fjell, leichte Aufstiege und Abstiege mit ein paar kniffligen Passagen. Selbst der leichte Nieselregen störte uns an dem Tag bisher nicht.
Doch
als der Regen stärker wurde und wir den Wegweisern folgten und auf
einmal vor einer Felswand standen und nur die roten Markierungen dort
hoch laufen sahen wurde uns ganz anders. Wir mussten dort hoch!!
Doch
der Weg nach oben sah von unten schon gefährlich aus. (Ein sehr
steiler Wanderweg nach oben – ohne Geländer, ohne Absperrung).
Mit
vollen Körpereinsatz erklungen wir die Felswand. (Einfach und
ungefährlich war dies nicht) Oben angekommen gönnten wir uns jeder
erst einmal ein Schokoladenriegel (zur beruhigen der Nerven) und ein
großen Schluck Wasser. Erst später bemerkten wir die wundervolle
Aussicht trotz des Regens. Alleine wären wir dort bestimmt nicht
hoch gekommen, wir waren sehr froh, dass wir uns gegenseitig helfen
konnten.
Wir gingen weiter über flach geschliffene Felsen und durchs Fjell. Bis wir zur nächsten kniffligen Stelle kamen. Ein schmaler Weg am Rande einer Schlucht entlang. Es war wirklich beängstigend, denn wenn wir dort abgerutscht wären, hätte uns unser Notfallknopf auch nichts mehr gebracht. Doch auch diese Hürde haben wir gut gemeistert.
Wir wollen auch gar nicht so viel negatives über den Wanderweg sagen, doch aufgrund der unerwarteten Wetterverhältnisse waren die beiden Stellen für uns besonders kniffelig.
Trotzdem
war der Wanderweg noch nicht zu ende.
Irgendwann haben wir an
einer Gablung zwei weitere Wanderer getroffen, wir kamen ins
Gespräch. Doch als wir dann dort das Schild sahen wie viele
Kilometer es noch bis zur Hütte sind erstarrten wir. Wir hatten erst
10 Kilometer geschafft…. wir wussten das wird noch ein langer Tag….
Die beiden Wanderer erzählten uns, dass sie ca. 2 Std. von der
Hütte zur Gablung gebraucht haben, aber sie wären schnell unterwegs
gewesen und hauptsächlich ging es für sie ja auch Berg ab.
Wir
verabschiedeten uns und machten uns weiter auf den Weg. Nicht nur das
wir uns völlig von der Zeit überschätzt hatten – nein – uns
ging auch das Wasser aus. Als wir endlich nach ein paar Meter unsere
Flaschen wieder auffüllen konnten viel der Blick auf die Uhr. Es war
ca. 19.30 Uhr. Uns schossen nur die Gedanken durch den Kopf:
„6 verdammte Kilometer … und die haben 2 Stunden gebraucht…. Wir brauchen bestimmt noch mindestens 3-4 Stunden. Die Hütte müssen wir unbedingt heute noch erreichen am besten im hellen. Zelten hier im nassen und matschigen Fjell ? Unmöglich.“
Fragt uns nicht wie wir die letzten
Kilometer geschafft haben aber nach ca. 2 ½ Stunden waren wir völlig
durchnässt und durchgefroren an der Hütte angekommen. Wir haben,
glauben wir nur noch funktioniert. Und wir hatten ziemliches Glück,
denn als wir gerade die Hütte betreten hatten und den Ofen angeheizt
hatten, fing es draußen an Eimerweise zu regnen.
An diesem Abend haben wir uns echt noch gefragt;
Was tun wir
uns da eigentlich an?
Und wieso konnten wir auf einmal so
schnell sein ?
Uns tat alles weh nicht nur die Füße.
Zu
allem Überfluss ist Nathalie auch noch kurz vorher mit ihrem linken
Fuß umgeknickt und hat sich die Hacke Wundgelaufen. Für uns stand
definitiv fest, dass wir am nächsten Tag einen Ruhetag auf der
Grunnetjørnsbu
einlegen
werden.
Wir
machten uns nur noch schnell was zu essen und fielen dann auch direkt
ins Bett.
….
Der Ruhetag
Der Ruhetag sah für uns so aus:
- Ausschlafen
- Gemütlich und in Ruhe Frühstücken
- Schuhe und Klamotten trocknen
- Schokolade essen (Ja ihr lest richtig, der Schokoladenkonsum bei Nathalie hat angefangen :D)
- und den Rest des Tages ? - Einfach entspannen und die Natur genießen :)
Nathalies Fuß haben wir mit Sportgel versorgt und mit einer umfunktionierten Trinkflasche von uns als Kühlpad gekühlt.
Als es für uns am 4. Juni weiter ging, haben wir uns am Vortag dazu entschieden aus dem Fjell abzusteigen und zu der bewirtschafteten Hütte „Vindilhytta“ zu laufen. Der Weg dorthin waren 14 Kilometer, was wir nicht wussten - die Hütte war geschlossen und nur noch auf Anfrage für Gruppen geöffnet. Oder man könne die Besitzer vor Ort anrufen. (Ohne Mobilfunknetz nicht möglich). Der Weg zur „Vindilhytta“ war aber sehr schön gewesen. Auch wenn manche Teile sehr matschig waren, kamen wir gut durch.
Doch
als wir vor der geschlossenen Hütte standen
wussten wir
erst
nicht weiter.
Die Straße die entlang der Hütte verlief war
nicht gerade stark befahren. Wir
hatten zwei Optionen:
Option
A
Versuchen
ein Auto anzuhalten (falls eins vorbei kommt) um zu Fragen, ob die
uns ein Stück in Richtung Berge mitnehmen könnten. Denn dort gab es
die nächste DNT Hütte „HengeltjØrnloftet“.
Von
unserem derzeitigen Standort aus wären das ca. 20 Kilometer durchs
Fjell gewesen und dass hätten wir definitiv nicht mehr an dem Tag
geschafft, da es bereits schon 18 Uhr war.
Option
B
Zelt
im Garten von der Vindilhytta
aufschlagen
und die Nacht dort verbringen.
Wir überlegten kurz und
wollten es mit Option
A
probieren.
Das erste Auto fuhr einfach an uns vorbei. Das zweite
Auto was nach ca. 20 Minuten ankam musste quasi anhalten, da wir uns
mitten auf die Straße gestellt haben.
(Etwas
dreist gewesen, aber sonst wäre auch dieses Auto wahrscheinlich
weiter gefahren.)
Es
war ein Ehepaar. Wir schilderten kurz unser Problem und haben die
beiden um Hilfe gebeten. Die Frau war sofort bereit uns zu helfen –
ihren Mann mussten wir erst noch etwas überzeugen. Aber die beiden
nahmen uns ein Stück mit. Zur unserer Überraschung fuhr der Mann
uns bis zum Anfang der Straße wo es hochging zur Hütte. Dafür nahm
er sogar einen Umweg in Kauf, da er bereits an seinen Zuhause vorbei
gefahren war.
Er zeigte uns sogar noch auf der Karte wie weit wir zur Hütte laufen
müssten.
Wir bedankten uns tausendmal bei dem Ehepaar und liefen nun
den Berg hinauf.
Das Ehepaar hatte uns echt den Abend gerettet.
….
Auf
der HengeltjØrnloftet
angekommen
lief wieder alles sein gewohnten Gang. Der Ofen wurde angeheizt und
das Abendessen vorbereitet. Es gab Linsenrisotto (was eher eine Suppe
war, da wir zu viel Wasser benutzt haben) und Reis mit Rindfleisch.
Natürlich durfte ein Nachtisch auch nicht fehlen. Warmer Schoko-
und Vanillepudding. Für uns war das schon eine gute Mahlzeit.
Gemein wurde es erst als sich Nathalies Papa bei uns meldete
und vorschwärmte was er gerade leckeres essen würde: Double
Whopper
mit Bacon. Wie
gerne würden wir so einen leckeren Burger auch jetzt gerne essen
wollen ?!
….
Da die Wettervorhersage für
Mittwoch den 05. Juni und
Donnerstag den 06. Juni
nicht so gut angesagt war (Regen und Gewitterschauer) überlegten wir
uns wie unsere Route nun weiter gehen sollte. Von Thomas wussten wir,
dass es in Fyrsedal ein sehr schönes Bed & Breakfast gibt. Wir
entschieden uns dort am nächsten Tag hin zulaufen. Da Nathalies Fuß
noch etwas dick war, wollten wir den Weg über die Straße gehen. Die
Straße war sehr lang und schlängelte sich an einem See „Nesvatn“
(ca 10 Kilometer lang). Als plötzlich Andreas sein Handy klingelte.
Es war Johannes mit seiner Frau Michaela. Johannes ist von Andreas
ein Meisterschulkollege und hatte unsere Route auf den Spot verfolgt.
Johannes war
jetzt in Norwegen und könnte Morgen bei
uns sein.
(Eigentlich war es nicht mehr geplant gewesen von den beiden
nach Norwegen zu kommen da Johannes sein VW-Bus Probleme gemacht
hatte.)
Wir
wirkten ziemlich überrascht und
freuten uns. Wir vereinbarten mit den beiden das sie uns irgendwann
auf der Straße in Richtung Fyresdal aufsammeln würden und wir
gemeinsam dort den Tag verbringen würden.
Wir konnten unser Glück an dem heutigen Tag nicht fassen, erst wurden wir von einem lieben Ehepaar noch mitgenommen und dann meldete sich Andreas sein Meisterschulkollege. :)