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Der Weg zur Grunnetjørnsbu und weiter

  • von AnNa
  • 08 Juni, 2019
Nachdem wir die erste DNT-Hütte erreicht hatten und dort auch übernachtet hatten, ging es für uns am nächsten Morgen gegen 11 Uhr los zur nächsten DNT- Hütte „Grunnetjørnsbu“. Auch wenn unsere Körper von dem Aufstieg noch ziemlich geschafft war, stand für uns das Ziel an diesem Tag fest. Laut Angabe sollten es 16 Kilometer bis zur „Grunnetjørnsbu“ sein. (norwegische Zeitangabe 6 Stunden - wir rechneten mit ca. 8-9 Stunden).

Der Weg fing harmlos an, ein paar Kilometer durchs Fjell, leichte Aufstiege und Abstiege mit ein paar kniffligen Passagen. Selbst der leichte Nieselregen störte uns an dem Tag bisher nicht.

Doch als der Regen stärker wurde und wir den Wegweisern folgten und auf einmal vor einer Felswand standen und nur die roten Markierungen dort hoch laufen sahen wurde uns ganz anders. Wir mussten dort hoch!!
Doch der Weg nach oben sah von unten schon gefährlich aus. (Ein sehr steiler Wanderweg nach oben – ohne Geländer, ohne Absperrung).
Mit vollen Körpereinsatz erklungen wir die Felswand. (Einfach und ungefährlich war dies nicht) Oben angekommen gönnten wir uns jeder erst einmal ein Schokoladenriegel (zur beruhigen der Nerven) und ein großen Schluck Wasser. Erst später bemerkten wir die wundervolle Aussicht trotz des Regens. Alleine wären wir dort bestimmt nicht hoch gekommen, wir waren sehr froh, dass wir uns gegenseitig helfen konnten.

Wir gingen weiter über flach geschliffene Felsen und durchs Fjell. Bis wir zur nächsten kniffligen Stelle kamen. Ein schmaler Weg am Rande einer Schlucht entlang. Es war wirklich beängstigend, denn wenn wir dort abgerutscht wären, hätte uns unser Notfallknopf auch nichts mehr gebracht. Doch auch diese Hürde haben wir gut gemeistert.

Wir wollen auch gar nicht so viel negatives über den Wanderweg sagen, doch aufgrund der unerwarteten Wetterverhältnisse waren die beiden Stellen für uns besonders kniffelig.

Trotzdem war der Wanderweg noch nicht zu ende.
Irgendwann haben wir an einer Gablung zwei weitere Wanderer getroffen, wir kamen ins Gespräch. Doch als wir dann dort das Schild sahen wie viele Kilometer es noch bis zur Hütte sind erstarrten wir. Wir hatten erst 10 Kilometer geschafft…. wir wussten das wird noch ein langer Tag….
Die beiden Wanderer erzählten uns, dass sie ca. 2 Std. von der Hütte zur Gablung gebraucht haben, aber sie wären schnell unterwegs gewesen und hauptsächlich ging es für sie ja auch Berg ab.
Wir verabschiedeten uns und machten uns weiter auf den Weg. Nicht nur das wir uns völlig von der Zeit überschätzt hatten – nein – uns ging auch das Wasser aus. Als wir endlich nach ein paar Meter unsere Flaschen wieder auffüllen konnten viel der Blick auf die Uhr. Es war ca. 19.30 Uhr. Uns schossen nur die Gedanken durch den Kopf:

6 verdammte Kilometer … und die haben 2 Stunden gebraucht…. Wir brauchen bestimmt noch mindestens 3-4 Stunden. Die Hütte müssen wir unbedingt heute noch erreichen am besten im hellen. Zelten hier im nassen und matschigen Fjell ? Unmöglich.“

Fragt uns nicht wie wir die letzten Kilometer geschafft haben aber nach ca. 2 ½ Stunden waren wir völlig durchnässt und durchgefroren an der Hütte angekommen. Wir haben, glauben wir nur noch funktioniert. Und wir hatten ziemliches Glück, denn als wir gerade die Hütte betreten hatten und den Ofen angeheizt hatten, fing es draußen an Eimerweise zu regnen.

An diesem Abend haben wir uns echt noch gefragt;
Was tun wir uns da eigentlich an? Und wieso konnten wir auf einmal so schnell sein ?
Uns tat alles weh nicht nur die Füße.
Zu allem Überfluss ist Nathalie auch noch kurz vorher mit ihrem linken Fuß umgeknickt und hat sich die Hacke Wundgelaufen. Für uns stand definitiv fest, dass wir am nächsten Tag einen Ruhetag auf der Grunnetjørnsbu einlegen werden.
Wir machten uns nur noch schnell was zu essen und fielen dann auch direkt ins Bett.

….


Der Ruhetag

Der Ruhetag sah für uns so aus:

- Ausschlafen

- Gemütlich und in Ruhe Frühstücken

- Schuhe und Klamotten trocknen

- Schokolade essen (Ja ihr lest richtig, der Schokoladenkonsum bei Nathalie hat angefangen :D)

- und den Rest des Tages ? - Einfach entspannen und die Natur genießen :)

Nathalies Fuß haben wir mit Sportgel versorgt und mit einer umfunktionierten Trinkflasche von uns als Kühlpad gekühlt.

Als es für uns am 4. Juni weiter ging, haben wir uns am Vortag dazu entschieden aus dem Fjell abzusteigen und zu der bewirtschafteten Hütte „Vindilhytta“ zu laufen. Der Weg dorthin waren 14 Kilometer, was wir nicht wussten - die Hütte war geschlossen und nur noch auf Anfrage für Gruppen geöffnet. Oder man könne die Besitzer vor Ort anrufen. (Ohne Mobilfunknetz nicht möglich). Der Weg zur „Vindilhytta“ war aber sehr schön gewesen. Auch wenn manche Teile sehr matschig waren, kamen wir gut durch.

Doch als wir vor der geschlossenen Hütte standen wussten wir erst nicht weiter.
Die Straße die entlang der Hütte verlief war nicht gerade stark befahren. Wir hatten zwei Optionen:

Option A
Versuchen ein Auto anzuhalten (falls eins vorbei kommt) um zu Fragen, ob die uns ein Stück in Richtung Berge mitnehmen könnten. Denn dort gab es die nächste DNT Hütte „HengeltjØrnloftet“. Von unserem derzeitigen Standort aus wären das ca. 20 Kilometer durchs Fjell gewesen und dass hätten wir definitiv nicht mehr an dem Tag geschafft, da es bereits schon 18 Uhr war.

Option B
Zelt im Garten von der Vindilhytta aufschlagen und die Nacht dort verbringen.

Wir überlegten kurz und wollten es mit Option A probieren.

Das erste Auto fuhr einfach an uns vorbei. Das zweite Auto was nach ca. 20 Minuten ankam musste quasi anhalten, da wir uns mitten auf die Straße gestellt haben.
(Etwas dreist gewesen, aber sonst wäre auch dieses Auto wahrscheinlich weiter gefahren.)

Es war ein Ehepaar. Wir schilderten kurz unser Problem und haben die beiden um Hilfe gebeten. Die Frau war sofort bereit uns zu helfen – ihren Mann mussten wir erst noch etwas überzeugen. Aber die beiden nahmen uns ein Stück mit. Zur unserer Überraschung fuhr der Mann uns bis zum Anfang der Straße wo es hochging zur Hütte. Dafür nahm er sogar einen Umweg in Kauf, da er bereits an seinen Zuhause vorbei gefahren war. Er zeigte uns sogar noch auf der Karte wie weit wir zur Hütte laufen müssten.
Wir bedankten uns tausendmal bei dem Ehepaar und liefen nun den Berg hinauf.

Das Ehepaar hatte uns echt den Abend gerettet.

….

Auf der HengeltjØrnloftet angekommen lief wieder alles sein gewohnten Gang. Der Ofen wurde angeheizt und das Abendessen vorbereitet. Es gab Linsenrisotto (was eher eine Suppe war, da wir zu viel Wasser benutzt haben) und Reis mit Rindfleisch. Natürlich durfte ein Nachtisch auch nicht fehlen. Warmer Schoko- und Vanillepudding. Für uns war das schon eine gute Mahlzeit.
Gemein wurde es erst als sich Nathalies Papa bei uns meldete und vorschwärmte was er gerade leckeres essen würde: Double Whopper mit Bacon. Wie gerne würden wir so einen leckeren Burger auch jetzt gerne essen wollen ?!

….


Da die Wettervorhersage für Mittwoch den 05. Juni und Donnerstag den 06. Juni nicht so gut angesagt war (Regen und Gewitterschauer) überlegten wir uns wie unsere Route nun weiter gehen sollte. Von Thomas wussten wir, dass es in Fyrsedal ein sehr schönes Bed & Breakfast gibt. Wir entschieden uns dort am nächsten Tag hin zulaufen. Da Nathalies Fuß noch etwas dick war, wollten wir den Weg über die Straße gehen. Die Straße war sehr lang und schlängelte sich an einem See „Nesvatn“ (ca 10 Kilometer lang). Als plötzlich Andreas sein Handy klingelte. Es war Johannes mit seiner Frau Michaela. Johannes ist von Andreas ein Meisterschulkollege und hatte unsere Route auf den Spot verfolgt. Johannes war jetzt in Norwegen und könnte Morgen bei uns sein.
(Eigentlich war es nicht mehr geplant gewesen von den beiden nach Norwegen zu kommen da Johannes sein VW-Bus Probleme gemacht hatte.)
Wir wirkten ziemlich überrascht und freuten uns. Wir vereinbarten mit den beiden das sie uns irgendwann auf der Straße in Richtung Fyresdal aufsammeln würden und wir gemeinsam dort den Tag verbringen würden.

Wir konnten unser Glück an dem heutigen Tag nicht fassen, erst wurden wir von einem lieben Ehepaar noch mitgenommen und dann meldete sich Andreas sein Meisterschulkollege. :)



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