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Ein spannender Aufstieg und neue Freunde?

  • von AnNA
  • 19 Juli, 2019

Als wir in Røros gestartet sind und nach 17 Kilometer Straße laufen, in Glåmos ankamen, bauten wir unser nächtliches Lager etwas abseits von einer verkehrsberuhigten Straße an einem See auf.

Nachdem wir etwas gegessen hatten, gingen wir auch relativ schnell schlafen, denn die Etappe am nächsten Morgen war etwas größer und wir wollten rechtzeitig los kommen.

Also klingelte am nächsten Morgen auch der Wecker gegen 7 Uhr, wir frühstückten ganz entspannt (eine Portion Porridge und Brot mit Nutella) und packten unsere Rucksäcke. Unser Ziel war die KjØlihytta, der Weg dahin sollte über ein Bergwerk gehen. Aufgrund der großen Distanz bis zur Hütte planten wir eine Zwischenübernachtung im Fjell ein (auch wenn der Wetterbericht für den nächsten Tag nichts gutes angesagt hat.)

Doch bevor wir überhaupt wieder ins Fjell einsteigen konnten, mussten wir die ersten 12 Kilometer noch auf der Straße laufen. Bis auf ein paar Schafe auf der Weide oder schöne Blumen am Straßenrand, gibt es hier eigentlich nicht wirklich viel zu erzählen. Auf dem Weg haben wir noch eine Frau getroffen, die eine Art Butterblume gepflückt hat. (In Norwegen heißt diese Blume : „Bolla“ wenn wir sie richtig verstanden haben. Diese Blume ist gefühlt 10x so groß als bei uns zu Hause).

Wir nutzen die Gelegenheit und fragten sie, ob der Einstieg zum Bergwerk gut zu finden sei und ob sie uns sagen kann, ob der Weg zum Bergwerk und zur Hütte gut ausgeschildert ist. Die Frau kannte sich gut aus, sie erklärte uns das wir an einem Bauernhof den Weg am Feld entlang müssten bis zum Ende und da kommen die weiteren Schilder zum Bergwerk. Doch bis wir da sind und bis wir auf der Hütte sind, hätten wir noch viele Kilometer vor uns. Sie schaute uns an und lächelte. Wir bedankten uns und liefen weiter. (Doch innerlich dachten wir uns : „Vielen Dank, das sie uns noch einmal an die vielen Kilometer erinnert hat“ :D)

Als wir den Bauernhof erreichten, war dort gerade ein junger Bauer mit seinem Traktor auf dem Feld zugange. (Er war dabei die Steine vom Feld auszusortieren. Man konnte sich gut vorstellen, wie lange er schon an diesem Tag gearbeitet hatte, denn links und rechts am Feldrand stapelten sich die Steinhaufen, die von kleinen Steinen, Faustgroßen Steinen und noch größere Steine reichten) Wir sprachen ihn an und fragten ob wir hier richtig seien. Er schaute uns nur an und nickte. Weitere Informationen wie der Weg zum Bergwerk sein würde, wie tief der Fluss ist den wir durchqueren müssten und ob die Markierungen gut zu erkennen seien, konnte er uns nicht beantworten. Etwas verlegen schaute er uns nur an und sagte kleinlaut:

Er sei noch nie dort oben gewesen – Sorry!“.

Wir bedankten uns trotzdem und verabschiedeten uns. Wir gingen am Feld entlang bis zu den Schildern. Dort legten wir erst einmal eine Pause ein. Bis zum Bergwerk waren es noch 7 Kilometer.

Wir waren ehrlich gesagt auch etwas überrascht, dass der Bauer noch nie oben auf dem Berg war und sich das Bergwerk angesehen hatte. Vielleicht hat er es aber auch in all den Jahren zeitlich noch nicht geschafft oder einfach keine Lust gehabt?! - Wir wissen es nicht.

Wir wollten uns gerade wieder auf dem Weg machen, als aus dem Wald 4 Wanderer kamen. Sie kamen gerade von dem Bergwerk und berichteten uns wie der Weg dorthin war. Und auch die Wanderer waren einerseits überrascht zu welcher Hütte wir wollten und erinnerten uns auch wieder, das es ein langer Weg bis dorthin ist. (von diesem Punkt waren es noch ca. 20 Kilometer)

Sie wünschten uns weiterhin viel Glück für unsere Reise und eine „God Tur“.

Die Route ging Anfangs durch einen Wald. Die ersten Meter waren eine matschige Angelegenheit und der Untergrund war etwas gezeichnet von der Kuhherde, die der Bauer hielt. Doch der Untergrund besserte sich als wir den Weg über ein Gatter verließen. Es ging weiter durch den Wald an einem Fluss und an einem kleinen Wasserfall vorbei. Dieser Weg gefiel uns richtig gut. Wir lauschten in die Natur und hörten einfach nur den Wind zu, wie er durch die Bäume wehte und wie die Vögel zwitscherten. Wir kamen an einigen geeigneten Zeltplätzen vorbei, doch wir wollten heute noch mindestens bis zum Bergwerk laufen und danach irgendwo unser Zelt aufschlagen.

Nach kurzer Zeit erreichten wir auch den Fluss den wir durchqueren mussten. Auf Schuhe ausziehen hatten wir allerdings keine Lust und auch einen „Brücke“ mit Steinen zu bauen gestaltete sich schwierig. Wir gingen ein paar Meter zurück, denn dort hatten wir in einem Gebüsch ein langes Holzbrett gesehen. Glücklicherweise war das Holzbrett lang genug, dass wir den Fluss ohne großen Aufwand und mit trockenen Füßen überqueren konnten. :)

Der Weg ging für uns weiter durchs Fjell und immer am Fluss entlang. Das ein oder andere größere Schneefeld konnten wir auch noch sehen. Dieses Jahr ist der Sommer wirklich kalt hier in Norwegen im Verhältnis zu den Jahren davor.

Irgendwann erreichten wir das Bergwerk und waren beeindruckt, wie groß das Bergwerk war und wie viele Löcher im Boden noch vorhanden waren, die zum Teil nicht abgesichert waren.

Wir suchten nach der nächsten roten Markierung, denn vom Wegweiser mit den Wanderrouten war nicht mehr viel übrig gewesen. Wir fanden schließlich eine rote Markierung …. allerdings haben wir uns etwas mehr davon erhofft. Denn die rote Markierung war einfach nur ein roter Pfeil auf einen Stein gemalt, der in die Richtung zeigte wo wir hin mussten.

Wir schauten in die Richtung und schauten gleichzeitig auf unserer Karte. Die Richtung stimmte schon einmal. Wir mussten am Bergwerk vorbei. Ein mulmiges Gefühl machte sich in uns breit als wir am Bergwerk und über den Mienen liefen. Uns erinnerte es etwas an Schweizer Käse mit den ganzen Löchern als wir uns weiter auf den Weg machten.

Doch wo waren die nächsten roten Markierungen ?! Wir suchten lange … schauten nach links und rechts …. und fanden schließlich keine mehr!

Mit Karte und Kompass ging also unser Weg, weglos weiter. Wir orientierten uns an den Bergen, die mit ihren Höhenlinien in der Karte eingezeichnet waren und achteten auf kleine Flüsse. Schließlich kamen wir an einem kleinen See an, wo drei Hütten standen, Diese waren auch auf der Karte markiert und wir wussten erst da eigentlich wo wir uns genau befanden. (Das wir eigentlich auch die ganze Tour schon ein GPS-Gerät mit uns herumtragen vergaßen wir in diesem Moment)

Leider wurde ab da auch das Wetter immer schlechter. Es zog kalter Wind auf, die Temperaturen sanken und zwischendurch brachte die ein oder andere Wolke ein paar Regentropfen.

Andreas stieg zu den Hütten ab um zu schauen ob vielleicht nicht die ein oder andere geöffnet war. Leider hatten wir kein Glück. Doch in dem Bereich wo wir uns befanden, konnten wir nicht Zelten. Also liefen wir noch ein Stück weiter, bis wir unser Zelt an einer halbwegs Windgeschützten und ebenen Stelle in der Nähe von einem kleinen Fluss aufstellen konnten. Der nächste See mit der nächsten Hütte, wo der Wanderweg wieder markiert sein sollte, war vielleicht nur noch wenige Kilometer von uns entfernt, aber wir waren müde, hatten hunger und wollten nur noch ins warme.

Nachdem wir unsere Unterkunft für die Nacht aufgebaut hatten, uns Abendessen gekocht hatten, bereiteten wir uns für den nächsten Tag vor. Wir legten unsere Regensachen raus und fingen schon einmal an unsere Rucksäcke wasserdicht zu machen. Danach hörten wir über unsere MP3-Player noch etwas Musik bis wir eingeschlafen sind.
….

Tropf, Tropf, Wusccccchhhhh, Tropf, Tropf. Wissssccchhhhhh, Tropf Tropf.

Von diesem Geräusch wurden wir an diesem Morgen geweckt. Es regnete und war zu dem sehr windig gewesen. Wir standen auf zogen uns an und der erste Blick ging nach draußen in die Ferne. Man sah nichts. Ein weißer Nebelschleier lag auf dem Berg. Wir verkrochen uns wieder ins Zelt und frühstückten erst einmal in Ruhe mit der Hoffnung, dass beim zweiten Blick nach draußen die Sicht vielleicht etwas besser sein würde.

Wir riskierten den zweiten Blick und tatsächlich war die Sicht schon besser. Wir beeilten uns das wir das Zelt schnell verstaut bekamen und machten uns bei Nieselregen und starken Windböen auf den Weg zum See. Der Nieselregen verwandelte sich zu starken Regen und wir fanden unter einem kleinen Vordach von einer Kleiner Hütte oberhalb des nächsten Sees Schutz.

Als der Regen aufhörte gingen wir weiter und die erste Flussüberquerung stand an diesem Tag an. Wir suchten nicht lange nach einer geeigneten Stelle, unsere Schuhe und Füße waren durch das matschige und nasse Fjell an dem Tag eh schon nass gewesen. So überquerten wir den Fluss zwar schnell der ein oder andere Schritt ging aber durchs Wasser.

Wir wollten nur noch zum nächsten See mit der Hütte, damit wir auf den markierten Weg wieder gelangten.

Der Weg zur Hütte über den See gestaltete sich allerdings spannend. Die erste Zwischeninsel haben wir problemlos erreichen können. Der Wasserstand war in diesem Bereich so niedrig, dass wir einfach hindurch laufen konnten. Für die zweite Zwischeninsel haben wir uns mit Hilfe der herumliegenden Steine eine „Brücke“ gebaut, damit wir wenigstens halbwegs „trocken“ die nächste Insel erreichten. Der letzte Teil ging dann glücklicherweise über einen Staudamm und wir erreichten wieder den Markierten Wanderweg.

Nach weiteren ca. 4 Kilometern sumpfigen Wanderweg und nach 2 Kilometer Straße erreichten wir endlich den Einstieg zur KjØlihytta. Von der Straße aus waren es noch 7 Kilometer bis zur Hütte. Wir legten eine Pause am Straßenrand ein. (Das eine gemütliche Bank nach der Kurve in 200 Meter kommen würde ahnten wir nicht. :D)

Nach der Pause setzten wir den Weg fort. Die 7 Kilometer waren als eine „grüne-Route“ bezeichnet worden. Also ein leichter Aufstieg bis zur Hütte. Und es war wirklich ein leichter Aufstieg. Fast der komplette Wanderweg ging über eine Traktorspur nach oben. Die letzten Meter gingen dann über ein markierten Weg durchs Fjell bis zur Hütte. Auf dem Weg dorthin sahen wir vielleicht 400 Meter von uns entfernt eine kleine Rentierherde. Doch bis wir die Kamera aus ihrem Wasserdichten-Anzug hatten, haben die Rentiere bereits die Flucht ergriffen. :(


Als wir an der KjØlihytta angekommen sind, sahen wir zu, dass wir schnell ins trockene und warme kamen. Unsere nasse Kleidung zogen wir schnell aus und hingen sie zum trocknen über den Ofen. Unsere Schuhe füllten wir mit Zeitungspapier aus und stellten diese vor dem Ofen. (Allerdings zu nah, die Oberfläche unserer Schuhe hatte leichte Schmelzspuren)

Eine warme Trinkschokolade sorgte dafür, das uns auch vom inneren schnell warm wurde. :)

Wir ließen den Abend ruhig ausklingen auch wenn wir die ein oder andere Jagd auf „Ohrenkneifer“ machten mussten. :D


Foto vom nächsten Tag
Das Klohäusschen

Am nächsten Morgen ließen wir den Tag ruhig angehen. Wir legten einen Ruhetag ein um einerseits unsere Ausrüstung noch zu trocknen und um unser Körper einen Tag Ruhe zu gönnen.

Gegen Mittag zogen wieder dunkle Wolken auf und es kam ein kurzer aber schlimmer Regenschauer runter. Am Horizont konnten wir 10 Kleine Punkte erkenne, die sich im schnellen Tempo der Hütte näherten. Wir sahen zu, dass wir schnell halbwegs etwas Ordnung schafften, damit diese 10 Personen Platz in der Hütte fanden. :D

Es war eine norwegische Familie, die einen Tagesbesuch zu der KjØlihytta machten. Sie hatten alle ihr Lunchpaket auf dem großen Tisch ausgebreitet und Ulrik der kleinste der Runde erzählte uns ganz Stolz, dass sie heiße Schokolade zum trinken dabei haben. Wir unterhielten uns lange mit der norwegischen Familie und am Ende haben wir eine Einladung für eine Übernachtung in deren Ferienhaus in Stugudalen bekommen. Silje gab uns Ihre Visitenkarte mit ihren Kontaktdaten.

Als der Regen aufhörte und die Sonne wieder rauskam machten sie sich auf den Rückweg.
Andreas und ich waren wieder alleine auf der Hütte. Während Andreas ein paar Fotos machte, machte ich mich auf dem Weg um eine Mission zu erfüllen….

.Was tut Nathalie dahinten bloß ? 

....
Fredchen
Ja ihr seht richtig. Nathalie hat einen Schneemann gebaut. :D

Es ist schon verrückt, dass man im Juli in Norwegen einen Schneemann bauen kann.
Es hat richtig Spaß gemacht und war auch ein schöner Zeit vertreib. :).


Am frühen Abend trafen wir auch unseren alten Bekannten Silvan wieder. :D

Er hatte nach einen Ruhetag in Røros die gleiche Tour wie wir gewählt. Allerdings kam er an dem Bergwerk an, als das Wetter nicht so gut war. Er erzählte uns das er überhaupt nichts gesehen hatte und sich den Weg dadurch gekämpft hat. Er legte eine Zwischenübernachtung in der Hütte ein, die an dem See lag, wo der markierte Wanderweg weiter ging. (Hätten wir gewusst, das die Hütte offen gewesen ist und man dort auch für eine kleine „Spende“ übernachten hätten können, wären wir wahrscheinlich an dem Abend die letzten Kilometer auch noch bis dorthin gelaufen.)

Zusammen mit Silvan kochten wir uns ein leckeres Abendessen. Jeder von uns steuerte einen Teil von seinem eigenen Vorrat dabei und einen Teil nahmen wir aus dem Vorratsraum.

Den Abend ließen wir entspannt ausklingen, Silvan und Andreas haben versucht zu fischen. Allerdings war es zu windig, so dass wir später vom inneren die Aussicht genossen und das Farbenspiel am Himmel beobachteten.

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