Nachdem uns Simon, Rebecca und Johanna am Tyin-See raus gelassen hatten, machten wir uns auf den Weg zur 16 Kilometer entfernten Tyinholmen Høyfjellsstuer. (Ein kleines Hotel mit kleinen Hütten.) Nach unseren Ruhetagen, dachten wir dass wäre der perfekte Einstieg wieder in unserer Reise. Auf den Weg dorthin hatten wir die ganze Zeit einen schönen Ausblick auf dem See und haben sogar einen Schneehasen gesehen. Leider waren wir nur zu langsam um ein Foto zu machen. Aber das macht nichts, denn auf dem Weg hatten wir noch neugierige Begleiter getroffen.
Wir hatten uns bereits am Morgen ein Zimmer im Tyinholmen Høyfjellsstuer reservieren lassen, doch als wir dort angekommen sind und unser Zimmer angesehen hatten, waren wir etwas schockiert.
Ihr müsst euch das so vorstellen:
Ihr macht die Zimmer Tür nach außen hin auf, ihr macht ein Schritt ins Zimmer und steht schon direkt vor einer kleinen Kommode. Hinter der Kommode steht links und rechts an der Wand jeweils ein Einzelbett und dann gab es noch ein Fenster. Zimmer fertig.
Wir fragten an der Rezeption nach, ob sie noch eine kleine Hütte für eine Nacht frei hätten. Und wir hatten Glück. Die Hütte war nicht nur preislich viel billiger sondern natürlich auch viel größer und wir hatten aus dem Fenster eine super Aussicht auf den See. Den Abend ließen wir ganz entspannt bei Kamingeknister ausklingen.
Als wir uns
am nächsten Morgen auf den Weg zur
Gjendebu (bewirtschaftete
DNT Hütte) machen
wollten, kamen wir noch in ein Gespräch, mit einen Wanderer, den wir
noch am Vorabend einchecken sehen haben. Wir waren ziemlich
überrascht, denn es war Silvan
aus der Schweiz, der
Wanderer, der ein paar Tage vor uns gestartet ist. :).
Natürlich
hatte Silvan das gleiche Ziel wie
wir, war jedoch noch nicht Start bereit und brauchte noch etwas.
Wir
liefen schon einmal los, die ersten 4 Kilometer gingen wir noch über
eine Kiesstraße, wo wir noch an einer DNT-Hütte und einem weiteren
Hotel vorbei kamen. (Beide
Unterkünfte hatten aber noch geschlossen und steckten
noch in
den
Vorbereitungen
für die Saison, die eine Woche später los gehen sollte)
Nach
der Kiesstraße kam der Einstieg zur Gjendebu, doch schon nach
wenigen Kilometern legten wir eine Pause ein um einfach nur die
Landschaft zu genießen. :)
Die nächste Etappe wartete dann auch schon auf uns, denn es kam ein kurzer aber knackiger Aufstieg auf den Gipfel. Vorbei an einem wunderschönen Wasserfall machten wir oben auf den Gipfel eine Pause. Da kam auch Silvan an und gesellte sich zu uns.
Zusammen machten wir uns weiter auf den Weg, doch wir merkten schnell, dass Silvan ein anderes Tempo lief wie wir. So verabredeten wir uns einfach für später auf der Hütte und jeder konnte sein eigenes Tempo weiter gehen.
Der Weg zur Gjendebu schlängelte sich nach dem Aufstieg erst einmal gerade weiter, vorbei an kleineren Flüssen, Schneefelder und Geröll. Und auch hier auf diesen Weg hatten wir einige unerwartete Begegnungen mit den Fjell-Hühnern, die uns schon in der Hardangervidda immer erschrocken haben.
An der Hütte angekommen wartete Silvan bereits auf uns, er hatte schon einmal ein 4-Bett Zimmer für uns reserviert, damit wir noch später quatschen konnten. (Normalerweise kriegst du in bewirtschafteten Hütten einen Schlafplatz zugewiesen) Doch dass quatschen mussten wir auf später verschieben denn Silvan musste zum „Abendessen“.
Andreas und ich machten uns unser eigenes Abendessen, aus dem Grund damit unsere Rucksäcke leichter werden.
Nachdem Abendessen setzten wir
uns in den Gemeinschaftsraum und kamen mit einem anderen deutschen
Pärchen, dass gerade Urlaub machte ins Gespräch. Interessant wurde
es als wir auf unsere Berufe kamen, denn der junge Mann (leider haben
wir uns nicht gegenseitig mit Name vorgestellt), arbeitet, für eine
Firma, die Prothesen-Teile entwickelt, die Andreas dann später
verarbeitet. Wie klein die Welt doch ist.
Irgendwann
gesellte sich noch ein Norweger zu uns. Sein Name war Anton.
Anton
arbeitete zur Zeit auf der Hütte und erledigte Renovierungsarbeiten.
Er erzählte uns, dass er in einer Band spielte und sogar auch schon
in der Vorband von einer sehr Bekannten Band in Deutschland gespielt
hat.
Als
wir Anton von unserer Wanderung erzählten und auch von den
Begegnungen mit den Fjell-Hühnern, musste er lachen. Er gab uns noch
einen Tipp mit auf den Weg, bevor wir uns zum schlafen legten.
„Habe immer ein Stein in der Hosentasche und sobald ein Fjell-Huhn aus seinem Versteck hochschreckt und davon fliegen will, bewirf es mit dem Stein. Dann hat man nicht nur Ruhe von den Hühnern sondern gleich auch sein Abendessen“
(Ich glaube nicht, dass wir diesen Tipp je anwenden werden :D)
.....
Es war Samstagmorgen der 22. Juni, als wir die erste Fähre um 08:35 Uhr von Gjendebu nach Gjendesheim in Anspruch nahmen. (Durch die Fähre sparten wir uns 2 Wandertage). Das Wasser war Kristallklar und hatte ein wunderschöne Farbe. Doch an diesem Morgen war es sehr kalt und windig gewesen. (6 Grad gefühlt wie 4 Grad)
Zum Frühstück gab es in Gjendesheim für jeden ein belegtes Baguette und einen Kaffee bzw. Kakao. Erst jetzt wurde es uns bewusst, dass wir bereits seit 4 Wochen unterwegs sind. So lange kam uns dass noch gar nicht vor. Doch was sind schon 4 Wochen?
Für diesen Tag hatten wir uns kein festes Ziel gesetzt, auf der Karte waren mehrere Campingplätze ausgeschildert und wir wollten einfach schauen wie weit wir kommen. Weit kamen wir an diesem Tag aber nicht, da wir ziemliche Probleme hatte auf der Straße zu laufen. Die Füße schmerzten.
Wir ließen uns ca. 22 Km vor Randsverk auf einem Campingplatz nieder. Zur Enttäuschung von Silvan gab es auf dem Campingplatz leider kein Bier zu kaufen. Da die Besitzer keine Lizenz dafür hatten. (Ihr müsst wissen Silvan trinkt gerne nach jeden geschafften Tag ein Feierabendbier – seine „Belohnung“ ) Doch wir konnten Silvan an dem Abend noch glücklich machen. Wir spendierten ihm ein Glas Rum, den wir uns extra aus Deutschland in einem Flachmann mitgenommen haben. Nach einer warmen Dusche und dick eingepackt legten wir uns schlafen.
Die
Nacht war extrem kalt gewesen und das Wetter an diesem Morgen sehr
wechselhaft. Wir wurden zwar durch Sonnenstrahlen geweckt, doch
innerhalb von einer Stunde schlug das Wetter in Nieselregen und
kalten Wind wieder um. So ist es halt in Norwegen mit dem Wetter. Wir
machten uns auf den Weg unser Ziel – der Campingplatz in Randsverk. Doch
auch an diesem Tag machte das laufen kein Spaß – Straße laufen
ist echt blöd.
Auf
den Weg zum Campingplatz haben Andreas und ich eine Geldbörse am
Straßenrand gefunden.
Als
wir die Geldbörse öffneten fanden wir den Ausweis, den Führerschein
und Bankkarten. Wir nahmen die Geldbörse mit um sie später am
Campingplatz abzugeben.
Am Campingplatz angekommen gaben wir die Geldbörse sofort ab. Der Campingplatzbesitzer kannte sogar den Besitzer der verloren gegangenen Geldbörse. Er rief ihn sofort an. Der Besitzer war sehr erleichtert und glücklich und wollte am nächsten Tag vorbei kommen um seine Geldbörse abzuholen.
Wir bezogen mit Silvan eine kleine Hütte und kauften kurz im Supermarkt von Campingplatz kühle Getränke und ein Brot ein. Obwohl wir uns ein Brot gekauft hatten und dieses auch schon zur Hälfte aufgegessen hatten, sind wir noch in das Restaurant gegangen und haben Pizza und Burger gegessen. :D
Dort
trafen wir auch Per Ericsson – ebenfalls ein Norge på
langs – Wanderer. Per ist allerdings zweigleisig unterwegs. (Mit
dem Rad und zu Fuß). Silvan und Per kannten sich
bereits von einer DNT Hütte und obwohl wir Per nicht kannten wusste
er sofort wer wir sind. Denn Per hatte unseren Eintrag im Buch vom
Leuchtturmwärter gesehen und fotografiert.
Den Abend verbrachten wir zu
viert gemeinsam in der Hütte mit Chips, Salzstangen, Pasta alla
Carbonara, Cola, Milch und Bier. :D Per
spendierte auch getrocknetes Rentierfleisch, das er vor seiner
Wanderung von einer guten Bekannten geschenkt bekommen hat. (sehr
lecker)
Ich
glaube es war kurz vor 11 als plötzlich Silvans Handy klingelte, er
ging kurz raus und kam kurze Zeit später mit Ellen und Anne-Line
wieder. (Ebenfalls 2 Norge
på
langs Wanderer). Silvan
kannte die beiden ebenfalls schon, denn er ist ganz am Anfang mit den
beiden schon eine Woche gelaufen.
Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen um ein Gruppenfoto zu machen. Denn es ist schon eher Zufall, dass sich gleich 6 Norge på langs – Wanderer alle an einem Ort treffen.
Als wir am nächsten Morgen uns
auf dem Weg zur Rezeption machten um den Schlüssel ab zugeben, kam
uns schon der Campingplatzbesitzer mit einem freudestrahlenden Mann
entgegen.
Es
war der Besitzer der Geldbörse. Er bedankte sich tausendmal bei uns
und findet es großartig dass es heutzutage noch so ehrliche Menschen
gibt. Er
erzählte und auch wie er seine Geldbörse verloren hatte.
Er
hat in dem Supermarkt eingekauft und hatte seine Geldbörse auf das
Autodach gelegt, um seinen Einkauf ins Auto zu verstauen. Allerdings
hat er die Geldbörse auf dem Autodach vergessen und ist einfach los
gefahren. Er war sehr glücklich dass er seinen Ausweis und seinen
Führerschein wieder hatte, über die Bankkarten freute er sich zwar
auch, diese hatte er aber bereits sperren lassen.
Einen Finderlohn bekamen Andreas und ich auch für unsere Gute-Tat – 200,00 NOK.